Südwestmetall-Umfrage: Standortbedingungen haben sich in den letzten zehn Jahren deutlich verschlechtert

Barta: „Nur ein Politikwechsel kann den Standort noch retten“

Die Unternehmen der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) leiden zunehmend unter schwierigen Rahmenbedingungen. Laut einer aktuellen Umfrage geben 96 Prozent der befragten Firmen an, dass sich die Standortbedingungen in den letzten zehn Jahren verschlechtert haben, fast 60 Prozent sehen sogar einen „deutlichen“ Negativtrend. „Eine große Mehrheit der Unternehmen formuliert hier eine klare Erwartung: Nur ein Politikwechsel kann den Standort noch retten“, sagte Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Dienstag in Stuttgart: „Dafür muss mit der Bundestagswahl am 23. Februar aber auch die Wirtschafswende entschlossen eingeleitet werden.“

Die Ergebnisse im Rahmen einer bundesweiten M+E-Umfrage zeichnen von der wirtschaftlichen Lage im Südwesten ein noch etwas trüberes Bild als im Rest der Republik. 59 Prozent der Firmen schätzen ihre aktuelle Lage als schlecht ein (Bund: 51 Prozent), wobei der deutlich negative Saldo der Erwartungen eine weitere Verschlechterung im Jahresverlauf befürchten lässt. Nur eine kleine Minderheit (sechs Prozent) rechnet bereits in diesem Jahr mit einer Besserung, die große Mehrheit frühestens 2026 – oder kann es noch gar nicht absehen. Jeweils eine Mehrheit erwartet in diesem Jahr einen Personalabbau (52 Prozent) und fährt die Investitionen in Deutschland zurück (53 Prozent), dafür wird im Ausland tendenziell mehr investiert.


Als Hauptgründe für diese Entwicklungen geben die Firmen zu hohe Arbeitskosten an, gefolgt von einer unzuverlässigen Wirtschaftspolitik und zu viel Bürokratie. Auch hohe Energiekosten und das verfügbare Arbeitsvolumen spielen eine Rolle. „Für Bürokratie, Unsicherheit und fehlende Planbarkeit trägt die Politik die volle Verantwortung, bei den Energiekosten hat sie Handlungsoptionen“, sagte Barta: „Leider betätigt sie sich mittlerweile auch bei den Arbeitskosten über die ungebremst steigenden Beiträge zur Sozialversicherung als Kostentreiber.“


Gut ein Drittel der Unternehmen, die inzwischen weniger im Inland und dafür mehr im Ausland investieren, verlagert dadurch inzwischen auch konkret Stellen ins Ausland. „Besonders beunruhigend ist, dass davon nicht mehr ausschließlich Produktionstätigkeiten, sondern in jedem dritten Fall auch Forschungs- und Entwicklungsbereiche betroffen sind“, so der Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer. Hier drohe somit die Abwanderung ganzer Wertschöpfungsketten. „Wir wissen: Was einmal weg ist, kommt nicht wieder zurück“, warnte Barta: „Deshalb muss die Politik jetzt umgehend und umfassend handeln.“ Die Hoffnung, dass dies gelingen könne, hätten die Firmen noch nicht aufgegeben, so Barta: „Knapp Dreiviertel halten dies bei einem entschlossenen Politikwechsel für möglich. Und die Unternehmen wollen ja auch hier am Standort investieren, Beschäftigung sichern und erfolgreich sein – wenn man sie denn lässt.“

Zur regionalen Auswertung der Umfrage für Baden-Württemberg haben die Antworten von mehr als 400 M+E-Firmen aus dem Südwesten beigetragen. An der bundesweiten Umfrage haben sich im Januar 2025 knapp 1.800 Unternehmen beteiligt. Die Bundesergebnisse hat der Dachverband Gesamtmetall präsentiert.

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Volker Steinmaier

Referatsleiter Medienarbeit Print, Rundfunk und TV

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