Die wirtschaftliche Erholung in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) lässt weiter auf sich warten. Im September sind sowohl das Volumen der Neuaufträge als auch die Produktion erneut geschrumpft. Die Personalpläne drehen noch deutlicher ins Minus. Die Stimmung in den Unternehmen hat sich weiter verschlechtert.
Auftragseingänge
Mehr als eineinhalb Jahre befanden sich die M+E-Auftragseingänge in Baden-Württemberg Monat für Monat auf Talfahrt. Nach einer kurzen Stabilisierung im Sommer ging es im September erneut abwärts. Die Firmen verzeichneten 6,1 Prozent weniger Neuaufträge als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Vor allem der Maschinenbau und die Metallverarbeitung sind mit einem Minus von jeweils mehr als 15 Prozent regelrecht eingebrochen, während sich Fahrzeugbau und Elektrotechnik behaupten konnten. Seit Jahresbeginn steht damit für die baden-württembergische M+E-Industrie im Land ein Gesamtminus von 6,3 Prozent in den Büchern. Inzwischen klagt mehr als die Hälfte der Unternehmen über Auftragsmangel.
Produktion
Die über das Gesamtjahr geschwundenen Aufträge führen dazu, dass auch die M+E-Produktion in Baden-Württemberg weiterhin abnimmt. Im September verzeichneten die M+E-Firmen im Südwesten ein Minus von 7,6 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat. Dabei verbuchte der Fahrzeugbau einen zweistelligen Rückgang. Seit Jahresbeginn liegt die M+E-Produktion in Baden-Württemberg damit 8,8 Prozent im Minus. Nach wie vor fährt die M+E-Produktion im Land dem Niveau vor Corona und Ukraine-Krieg um nahezu einem Fünftel hinterher. Vor allem aber liegt die Produktionsentwicklung der baden-württembergischen und der gesamten deutschen M+E-Industrie seit Beginn der Rezession 2019 deutlich unter der weltweiten Entwicklung der Industrieproduktion.
Beschäftigung
Nach dem Corona-Einbruch hatten sich die Beschäftigtenzahlen in der M+E-Industrie landes- und bundesweit zunächst rasch erholt, dann seit mehreren Monaten seitwärts bewegt. Mittlerweile hat aber auch hier ein Abwärtstrend eingesetzt. Der September schloss in Baden-Württemberg mit einem Minus von 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat ab. Seit dem Höchststand Mitte 2019 sind damit 30.000 M+E-Jobs im Land verloren gegangen. Damit sind in der baden-württembergischen M+E-Industrie aber immer noch rund 146.000 Menschen mehr beschäftigt als beim Tiefststand nach der Finanzkrise Anfang 2010. Die Personalpläne der M+E-Unternehmen für die kommenden Monate sind allerdings fast so tief in den Keller gerutscht wie zu Beginn der Corona-Krise.
Kurzarbeit
Kurzarbeit spielt in der M+E-Industrie angesichts der wirtschaftlich schwierigen Umstände wieder eine zunehmende Rolle. Im 3. Quartal 2024 hat sich der Anteil der Firmen, die in den nächsten drei Monaten mit Kurzarbeit planen, mit 28,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal (22,4 Prozent) noch einmal deutlich erhöht. Im Juli (aktuellste verfügbare Daten) waren nach Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit deutschlandweit mit gut 134.000 rund 3,4 Prozent aller M+E-Beschäftigten in Kurzarbeit – durch die Ferienzeit bedingt etwas weniger als noch im Vormonat. Zum Vergleich: Im Spitzenmonat Mai 2020 (Lockdown) waren es mehr als 1,5 Millionen M+E-Beschäftigte. Damit liegen das aktuelle Niveau und auch die neuen Anzeigen zur Kurzarbeit jedoch deutlich über dem durchschnittlichen Stand der Jahre vor Ausbruch der Pandemie (2011-19).
Ertragslage
Mittlerweile liegen die Zahlen zu den erwarteten bundesweiten M+E-Renditen 2024 aus der ifo-Umfrage vom September 2024 vor. Demnach steigt der Anteil der Unternehmen, die rote Zahlen oder eine „schwarze Null“ (EBIT-Marge unter zwei Prozent) schreiben, gegenüber dem Vorjahr deutlich von 36 auf 44 Prozent. Knapp ein Viertel der Firmen schreibt dabei voraussichtlich sogar rote Zahlen. Bei den ifo-Zahlen handelt es sich zudem um vorläufige Werte auf Basis von Umfragen und Schätzungen, die in der Vergangenheit mit den endgültigen amtlichen Bundesbank-Zahlen immer wieder – teils deutlich – nach unten korrigiert wurden.
Prognosen: Geschäftslage, Produktion, Export
Beim ifo-Konjunkturtest im Oktober haben die befragten M+E-Firmen sowohl ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als auch die Aussichten für die nächsten sechs Monate noch einmal schlechter bewertet als im Vormonat. Der Saldo ist damit noch deutlicher negativ. Das bedeutet, dass die Mehrzahl der befragten Unternehmen die Talsohle immer noch nicht erreicht sieht. Auch bei den kurzfristigeren Erwartungen – für die nächsten drei Monate – gingen sowohl die Einschätzungen für den Export als auch für die Produktion nochmals deutlich zurück.
Stand November 2024