Konjunktur Metall- und Elektroindustrie

Nach wie vor ist kein Ende der Talfahrt der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) in Sicht. Sowohl die Neuaufträge als auch die Produktion waren im aktuellen Berichtsmonat Mai deutlich rückläufig. Auch die Erwartungen der M+E-Unternehmen für das nächste halbe Jahr haben sich im Juni erstmals seit vielen Monaten wieder eingetrübt. Die Beschäftigtenzahlen wiesen im Mai dennoch ein kleines Plus aus.

Auftragseingänge

Nach einem einmaligen Ausreißer nach oben im April haben die M+E-Auftragseingänge in Baden-Württemberg im Mai ihren schon seit vielen Monaten anhaltenden Abwärtstrend fortgesetzt. Die M+E-Firmen im Südwesten verbuchten im Mai 15,6 Prozent weniger Aufträge als im entsprechenden Vorjahresmonat. Das deutlichste Minus musste der Fahrzeugbau mit -18,4 Prozent hinnehmen. Einzig die Elektrotechnik konnte ihren Auftragseingang einigermaßen stabilisieren. Sie verzeichnete einen vergleichsweise moderaten Rückgang um 1,4 Prozent. Seit Jahresbeginn steht damit für die baden-württembergische M+E-Industrie im Land ein Gesamtminus von fast 10 Prozent in den Büchern.

Produktion

Die schwindenden Aufträge führen dazu, dass auch die M+E-Produktion in Baden-Württemberg abnimmt. Im Mai verzeichneten die M+E-Firmen im Südwesten ein deutliches Minus von 15,7 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat. Auch hier wies der Fahrzeugbau mit minus 23,9 Prozent den deutlichsten Rückgang auf. Doch auch in der Elektrotechnik (-17,0 Prozent) und im Maschinenbau (-15,6 Prozent) gingen die Produktionszahlen signifikant zurück. Seit Jahresbeginn liegt die M+E-Produktion in Baden-Württemberg damit um 10,5 Prozent im Minus. Nach wie vor fährt die M+E-Produktion im Land dem Niveau vor Corona und Ukraine-Krieg hinterher. Vor allem aber liegt die Produktionsentwicklung der baden-württembergischen und der gesamten deutschen M+E-Industrie seit Beginn der Rezession 2019 deutlich unter der weltweiten Entwicklung der Industrieproduktion. Der Dachverband Gesamtmetall rechnet für 2024 mit einem weiteren Schrumpfen der M+E-Produktion.

Beschäftigung

Nachdem sich das Beschäftigungsniveau nach dem leichten Corona-Einbruch zunächst wieder erholt hatte, bewegen sich die Beschäftigtenzahlen in der M+E-Industrie landes- und bundesweit seit mehreren Monaten seitwärts. Der Mai schloss in Baden-Württemberg zwar mit einem kleinen Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat ab. Seit dem Höchststand der Beschäftigtenzahlen in der baden-württembergischen M+E-Industrie Mitte 2019 sind aber bereits 28.900 M+E-Jobs verloren gegangen. Damit sind in der baden-württembergischen M+E-Industrie aber immer noch knapp 150.000 Menschen mehr beschäftigt als beim Tiefststand nach der Finanzkrise Anfang 2010. Für die kommenden Monate rechnen bundesweit jedoch mehr M+E-Unternehmen mit einer rückläufigen Beschäftigung als mit einem Beschäftigungsaufbau.

Kurzarbeit

Kurzarbeit spielt in der M+E-Industrie angesichts der wirtschaftlich schwierigen Umstände wieder eine zunehmende Rolle. Im 2. Quartal 2024 hat sich der Anteil der Firmen, die in den nächsten drei Monaten mit Kurzarbeit planen, mit 22,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal (22,2 Prozent) noch einmal leicht erhöht. Im März (aktuellste verfügbare Daten) waren nach Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit deutschlandweit mit etwa 141.500 rund 3,6 Prozent aller M+E-Beschäftigten in Kurzarbeit – etwas mehr als noch im Vormonat. Zum Vergleich: Im Spitzenmonat Mai 2020 (Lockdown) waren es mehr als 1,5 Millionen M+E-Beschäftigte. Damit liegt das aktuelle Niveau allerdings deutlich über dem durchschnittlichen Stand der Jahre vor Ausbruch der Pandemie (2011-19). Die Anzeigen zur Kurzarbeit liegen weiterhin auf relativ niedrigem Niveau.

Prognosen: Geschäftslage, Produktion, Export

Beim ifo-Konjunkturtest im Juni haben die befragten M+E-Firmen ihre aktuelle wirtschaftliche Lage wieder etwas besser bewertet. Der Saldo ist aber weiterhin negativ, d.h. mehr Firmen berichten von einer schlechten Lage als von einer guten. Die Erwartungen der Unternehmen für die nächsten sechs Monate haben sich hingegen erstmals seit vielen Monaten wieder verschlechtert. Auch hier befindet sich der Saldo weiter im negativen Bereich. Die kurzfristigeren Erwartungen für den Export verbessern sich und weisen nun wieder einen leicht positiven Saldo auf. Die Produktionserwartungen schwächen sich hingegen ab. Der Saldo verharrt weiter im Minus.

Stand Juli 2024

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