Konjunktur Metall- und Elektroindustrie

Die Jahresbilanz 2024 der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) fällt trübe aus. Die Produktion ist deutlich geschrumpft, die Aufträge sind im Jahresverlauf zurückgegangen, der Beschäftigungsabbau verfestigt sich. Zum Jahresbeginn 2025 zeigen sich zwar Personalpläne, Produktions- und Exporterwartungen leicht verbessert, alle Indikatoren verharren im Saldo jedoch weiterhin im Minus.

Auftragseingänge

Im Dezember verbuchten die M+E-Firmen in Baden-Württemberg erneut einen Rückgang der Auftragseingänge von 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit liegen die Neuaufträge mit wenigen Ausnahmen seit rund zwei Jahren im Minus. Im Gesamtjahr 2024 summiert sich der Rückgang auf 5,7 Prozent gegenüber 2023. Besonders deutlich fiel der Abwärtstrend im Dezember in der Metallverarbeitung (-28,6%) aus. Auch der Fahrzeugbau verbuchte ein zweistelliges Minus von 15,7 Prozent, während die Elektrotechnik sich über ein zweistelliges Plus freuen konnte. Knapp die Hälfte der Unternehmen klagt über Auftragsmangel.

Produktion

Weniger Aufträge führen dazu, dass auch die M+E-Produktion in Baden-Württemberg 2024 deutlich abgenommen hat. Im Dezember verzeichneten die M+E-Firmen im Südwesten ein Minus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Hier bildete der Fahrzeugbau mit einem Rückgang von 11,8 Prozent das Schlusslicht, gefolgt Maschinebau mit einem Minus von 9,1 Prozent. Im Gesamtjahr 2024 ist die M+E-Produktion in Baden-Württemberg damit um 8,2 Prozent geschrumpft. Nach wie vor fährt die M+E-Produktion im Land dem Niveau vor Corona und Ukraine-Krieg um nahezu einem Fünftel hinterher. Vor allem aber liegt die Produktionsentwicklung der baden-württembergischen und der gesamten deutschen M+E-Industrie seit Beginn der Rezession 2019 deutlich unter der weltweiten Entwicklung der Industrieproduktion.

Beschäftigung

Der Abwärtstrend bei der Beschäftigung hat sich in den letzten Monaten verfestigt. Zum Jahresende 2024 waren in Baden-Württemberg 1,4 Prozent bzw. 13.705 Menschen weniger in den M+E-Betrieben beschäftigt als Ende 2023. Seit dem Höchststand Mitte 2019 sind damit 38.000 M+E-Jobs im Land verloren gegangen. Damit sind in der baden-württembergischen M+E-Industrie aber immer noch knapp 140.000 Menschen mehr beschäftigt als beim Tiefststand nach der Finanzkrise Anfang 2010. Die Personalpläne der M+E-Unternehmen für die kommenden Monate haben sich im Januar etwas aufgehellt, verharren jedoch im Saldo weiter tief im Minus.

Kurzarbeit

Kurzarbeit spielt in der M+E-Industrie angesichts der wirtschaftlich schwierigen Umstände wieder eine zunehmende Rolle. Im 4. Quartal 2024 gab gut ein Drittel der Firmen (33,8 Prozent) an, in den nächsten drei Monaten mit Kurzarbeit zu planen. Im Vorquartal waren es noch 28,1 Prozent. Im Oktober (aktuellste verfügbare Daten) waren nach Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit deutschlandweit mit 184.900 knapp fünf Prozent aller M+E-Beschäftigten in Kurzarbeit – deutlich mehr als im Vormonat und so viele wie seit März 2022 nicht mehr. Damit liegen das aktuelle Niveau und die neuen Anzeigen zur Kurzarbeit auch deutlich über dem durchschnittlichen Stand der Jahre vor Ausbruch der Pandemie (2011-19).

Ertragslage

Laut der ifo-Umfrage vom September rechnen die M+E-Firmen bundesweit 2024 im Durchschnitt mit einer geringeren Rendite als im Vorjahr. Demnach steigt der Anteil der Unternehmen, die rote Zahlen oder eine „schwarze Null“ (EBIT-Marge unter zwei Prozent) schreiben, gegenüber 2023 deutlich von 36 auf 44 Prozent. Knapp ein Viertel der Firmen schreibt dabei voraussichtlich sogar rote Zahlen. Bei den ifo-Zahlen handelt es sich um vorläufige Werte auf Basis von Umfragen und Schätzungen, die in der Vergangenheit mit den endgültigen amtlichen Bundesbank-Zahlen immer wieder – teils deutlich – nach unten korrigiert wurden.

Prognosen: Geschäftslage, Produktion, Export

Beim ifo-Konjunkturtest im Januar 2025 haben die befragten M+E-Firmen ihre aktuelle wirtschaftliche Lage etwas besser bewertet als im Vormonat. Auch die Aussichten für die nächsten sechs Monate haben sich aufgehellt. Der Saldo beider Indikatoren ist damit aber immer noch deutlicher negativ. Das bedeutet, dass die Mehrzahl der befragten Unternehmen die Talsohle immer noch nicht erreicht sieht. Bei den kurzfristigeren Erwartungen – für die nächsten drei Monate – zeigt sich ebenfalls ein Aufwärtstrend. Sowohl die Einschätzungen für den Export, vor allem aber die Produktionserwartungen haben sich deutlich verbessert. Beide Indikatoren liegen damit im Saldo nur noch knapp im Minus.

Stand Februar 2025

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