Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft stellt die betriebliche Ausbildung vor neue Aufgaben. Die industriellen Berufe der Metall- und Elektroindustrie müssen fit werden für das digitale Zeitalter – und das möglichst schnell. Deshalb haben die Sozialpartner in einem agilen Verfahren die Novellierung der M+E Berufsausbildung ausgearbeitet. Diese trat zum 1. August 2018 in Kraft.
Wie sich die Metall- und Elektroberufe ändern
Die Ausbildungsordnungen der M+E-Berufe enthalten drei wichtige Neuerungen. Zum einen wird das Ausbildungsprogramm erweitert um die Themen "Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit". Dadurch lernen Azubis, wie sie Unregelmäßigkeiten in IT-Systemen erkennen und beseitigen können. Und sie bekommen Inhalte zum Datenschutz und zur Sicherheit informationstechnischer Systeme vermittelt. Dabei kommen digitale Lernmedien z.B. Tablets, Apps oder Lernplattformen zum Einsatz.
Zweitens werden die betrieblichen und schulischen Lerninhalte mit Blick auf Digitalisierung aktualisiert. Dies betrifft die betriebliche und technische Kommunikation, das Planen und Organisieren der Arbeit und die Bewertung von Arbeitsergebnissen. Die Azubis lernen so unter anderem die Zusammenarbeit im virtuellen Raum. Außerdem wird die Ausbildung in den betrieblichen Einsatzfeldern auf die Anforderungen von Industrie 4.0 aktualisiert.
Drittens werden sieben neue Zusatzqualifikationen als Optionen für die Betriebe und ihre Auszubildenden angeboten. Dadurch können beide Seiten dynamisch und individuell auf verändernde betriebliche Berufsanforderungen reagieren.
Zusatzqualifikationen mit Blick auf Digitalisierung
- Systemintegration (Metallberufe)
- Prozessintegration (Metallberufe)
- IT-gestützte Anlagenänderung (Metallberufe)
- Additive Fertigungsverfahren (Metallberufe und Mechatroniker)
- Digitale Vernetzung (Elektroberufe und Mechatroniker)
- Programmierung (Elektroberufe und Mechatroniker)
- IT-Sicherheit (Elektroberufe und Mechatroniker)
Überdies werden in den Ausbildungsordnungen neue Inhalte verortet - bei allen Berufen. Dazu gehören:
- Datensicherheit und -analyse
- informationstechnologische Auftragsabwicklung und Terminverfolgung
- Recherche in Clouds, Netzen und digitalen Lernmedien
- informationstechnische Schutzziele
- mobile Datenträger und Maßnahmen gegen Schadsoftware
- Assistenz-, Diagnose- oder Visualisierungssysteme
- Arbeit in interdisziplinären Teams
- Datenschutz und der verantwortungsvolle Umgang mit Social Media.
Ausbilder für Digitalisierung sensibilisieren
Neben der formalen Ordnungsarbeit müssen gleichzeitig die Ausbilder für die Dynamik der Digitalisierung fit gemacht und vom Veränderungsbedarf in der betrieblichen Ausbildung überzeugt werden. Hierfür hat Südwestmetall ein Sensibilisierungskonzept Ausbildung 4.0 für das Ausbildungspersonal, einen Fragenkatalog zur digitalen Fitness der betrieblichen Ausbildung und Berufsbildungspolitische Forderungen für eine Ausbildung 4.0 erarbeitet.
Fünf Thesen beschreiben den Veränderungsbedarf von Ausbildung und Qualifizierung mit Blick auf Digitalisierung:
- Die betriebliche Ausbildungsorganisation wird ein weitaus höheres Maß an Interdisziplinarität über alle Berufsgruppen hinweg und eine stärkere Individualisierung aufweisen und damit einen Kulturwandel für die betriebliche Ausbildung auslösen.
- Betriebe und Berufsschulen wachsen enger zusammen und kooperieren auf gemeinsamen Lernplattformen und in gemeinsamen Projekten.
- Die betriebliche Aus- und Weiterbildung wird eng verzahnt, weil sich ein neues Verständnis bei Berufsgruppen entwickelt.
- Das Ausbildungspersonal wird mit noch mehr Heterogenität umgehen und den Rollenwechsel vom Meister zum Coach endgültig vollziehen müssen.
- Von den Auszubildenden wird die Bereitschaft zu noch mehr Eigen- und Projektverantwortung erwartet.