Südwestmetall: Vorläufiger Verzicht auf bezifferte Forderung ist ein vernünftiges Signal

16.01.2020

Dr. Wolf: Sind bereit, gemeinsam mit der IG Metall nach Lösungen zu suchen, um den Beschäftigten mehr Sicherheit in der Transformation zu geben.

Die Metallarbeitgeber in Baden-Württemberg haben die Ankündigung der IG Metall, in der anstehenden Tarifrunde den Fokus auf Beschäftigungssicherung und Qualifizierung zu legen und zunächst noch keine bezifferte Forderung zu nennen, als „vernünftiges Signal“ bewertet. „Wir sind bereit, in dieser Tarifrunde mit der IG Metall gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um den Beschäftigten mehr Sicherheit in den aktuellen, tiefgreifenden Veränderungsprozessen zu geben“, sagte der Vorsitzende des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, Dr. Stefan Wolf, am Donnerstag in Stuttgart.

Wolf verwies auf die großen Herausforderungen, vor denen die Metall- und Elektroindustrie derzeit stehe. Die Transformation durch Digitalisierung, aber auch durch die Erfordernisse des Klimaschutzes – z.B. Elektromobilität in der Automobilbranche – machten in den nächsten Jahren zusätzliche Milliardeninvestitionen erforderlich, und dies in einem wirtschaftlich sehr schwierigen Umfeld: „Das bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen auf die Beschäftigung.“ Daher sei es sinnvoll, nach Wegen und Mitteln zu suchen, um den Beschäftigten die Angst vor den Folgen der Transformation zu nehmen. „Wir wollen ja auch unsere Mitarbeiter für die riesigen Chancen gewinnen, die in diesen Veränderungen liegen“, sagte Wolf: „Wenn wir dabei über Beschäftigungssicherung oder Qualifizierung sprechen, wird aber auch das sehr viel Geld kosten. Deshalb ist klar, dass alle einen Beitrag leisten müssen – auch die Beschäftigten.“

Dass die Große Tarifkommission der IG Metall Baden-Württemberg vorerst auf eine konkrete Lohnforderung verzichtet hat, bezeichnete Wolf als Zeichen der Vernunft: „Neben den erforderlichen Milliardeninvestitionen in die Zukunft, den etwaigen Kosten von irgendeiner Art von Beschäftigungssicherung und der aktuellen Rezession sehen wir kurzfristig auch keinen Spielraum für dauerhaft wirkende Lohnerhöhungen. Angesichts eines Durchschnittsverdienstes von mittlerweile mehr als 65.000 Euro halten wir das auch für angemessen.“

Der Südwestmetall-Vorsitzende appellierte an die IG Metall, im weiteren Verlauf der Forderungsdiskussion nicht doch noch Erwartungen bei den eigenen Mitgliedern zu schüren, die angesichts der auch konjunkturell sehr herausfordernden Situation dann möglicherweise nicht erfüllbar seien. Gerade Betriebe, die von der Transformation in besonderem Maße betroffen seien, benötigten nun auch eine langfristige Planungssicherheit, so Wolf: „Die Unzufriedenheit bei unseren Mitgliedern über die letzten Tarifabschlüsse ist groß. Diese Tarifrunde muss zu einem Ergebnis führen, das für unsere Betriebe wirtschaftlich gut tragbar ist. Nur mit einem guten Produkt, also mit attraktiven Tarifverträgen können wir die Tarifbindung wieder stabilisieren oder gar stärken.“

Darüber hinaus hatte Südwestmetall die IG Metall bereits Ende 2019 zu Verhandlungen über ein sogenanntes Sozialpartnermodell zur betrieblichen Altersvorsorge aufgefordert. Der Arbeitgeberverband hat damit die im letzten Tarifabschluss vereinbarte Verhandlungsverpflichtung gezogen. Hintergrund ist, dass der Gesetzgeber 2017 mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz ein System der betrieblichen Altersvorsorge ermöglicht hat, das bei einer Enthaftung der Arbeitgeber den späteren Rentnern die Chance auf wesentlich höhere Betriebsrenten eröffnet. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Vereinbarung der Sozialpartner, in der die Rahmenbedingungen festgelegt werden und eine Dachorganisation gegründet wird, die die Verwaltung der Gelder überwacht.

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Volker Steinmaier

Referatsleiter Medienarbeit Print, Rundfunk und TV

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