14.08.2020
Die baden-württembergischen Metallarbeitgeber sehen angesichts der Ergebnisse des „Bildungsmonitors 2020“ dringenden Handlungsbedarf in der Bildungspolitik des Landes. Während sich das bundesweite Gesamtniveau des Bildungsmonitors gegenüber dem Vorjahr leicht verbesserte, stagnierte die Entwicklung in Baden-Württemberg. Seit 2013 beobachtet der Bildungsmonitor für den Südwesten ein deutliches Abrutschen, inzwischen liegt das Land nur noch knapp über dem Bundesdurchschnitt.
„Die Corona-Pandemie hat uns wie unter einem Brennglas die bekannten Probleme unseres Bildungssystems aufgezeigt und diese noch weiter verschärft“, sagte Südwestmetall-Geschäftsführer Stefan Küpper am Freitag in Stuttgart: „Wir erwarten nun von der Landesregierung, dass sie in den Handlungsfeldern Digitalisierung, Integration, Chancengerechtigkeit und Schulqualität die begonnene Aufholjagd beherzt fortsetzt, um Baden-Württemberg wieder an die Spitze zu führen.“
„Dass Baden-Württemberg weiterhin Schlusslicht bei der Ganztagsinfrastruktur ist, verschlechtert die Chancengerechtigkeit zusätzlich und erhöht die Bildungsarmut“, kritisierte Küpper, der bei Südwestmetall für Politik, Bildung und Arbeitsmarkt zuständig ist: „Zudem haben viele berufstätige Eltern nicht erst in der Corona-Zeit erlebt, wie dies der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zusetzt.“ Auch bei den Pro-Kopf-Bildungsausgaben liege der Südwesten mittlerweile unter dem Bundesdurchschnitt.
Einen echten Schub brauche jetzt auch die Digitalisierung von Schule und Bildung. „Wir brauchen digitale Formate in der Bildung nicht nur als Ersatz für Präsenzformate in der Corona-Zeit, sondern als zeitgemäße Ergänzung auch darüber hinaus“, so Küpper. Südwestmetall habe u.a. dazu schon im Juli ein bildungs- und arbeitsmarktpolitisches Impulspapier mit konkreten Vorschlägen vorgelegt.
Zum ganzen Bild gehöre aber auch, dass der Bildungsmonitor einmal mehr ausgesprochene Stärken des baden-württembergischen Bildungssystems hervorhebe. Dazu zählten vor allem eine starke duale Ausbildung und die MINT-Hochschulbildung. Für diese Bereiche müssten Brücken über die Corona-Zeit hinweg gebaut werden. So fördere der Bund zum Beispiel mit Prämien nur die Ausbildung in Betrieben mit weniger als 250 Mitarbeitern. „In unseren Mitgliedsunternehmen sind aber 85 Prozent der Azubis in größeren Unternehmen beschäftigt“, sagte Küpper: „Hier kann die Landesregierung mit einem eigenen Förderprogramm für größere Betriebe die Förderlücke schließen und damit eine große Wirkung für den Ausbildungsmarkt erzielen.“
Zudem schlägt Südwestmetall ein weiteres MINT-Sofortprogramm für Hochschulabsolventen vor, ein Instrument, das sich schon in der Finanzkrise 2009 bewährt habe, so Küpper: „Wir sollten alles tun um zu verhindern, dass hier ganze Abschlussjahrgänge als Fachkräfte verloren gehen, weil der Arbeitsmarkt aktuell wenig aufnahmefähig ist. Denn der Fachkräftemangel in diesen Fachdisziplinen wird uns nach Corona wieder genauso beschäftigen wie davor.“