5. Südwestmetall-Umfrage zu Auswirkungen der Corona- Pandemie: Metall- und Elektroindustrie im Land erholt sich nur langsam

Dick: „Firmen brauchen jetzt genügend Luft, um in die Zukunft investieren und Arbeitsplätze sichern zu können“
Knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen rechnen nicht damit, dass sie bereits in diesem Jahr wieder das Produktionsniveau von 2018 - also vor Abschwung und Corona - erreichen.

Knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen rechnen nicht damit, dass sie bereits in diesem Jahr wieder das Produktionsniveau von 2018 - also vor Abschwung und Corona - erreichen.

04.02.2021

Die baden-württembergische Metall- und Elektroindustrie (M+E) rechnet laut einer Umfrage des Arbeitgeberverbands Südwestmetall nicht mit einer schnellen und vollständigen Erholung noch in diesem Jahr. Knapp zwei Drittel der Unternehmen erwarten, dass sie bis zum Jahresende immer noch weniger produzieren als vor Corona und der Rezession 2019. „Die Firmen planen nur mit einem geringen Wachstum, und viele haben auch nicht genügend Luft, um ihr Investitionsniveau zu halten“, sagte Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick am Donnerstag in Stuttgart: „Das ist ein Alarmsignal. Die Unternehmen müssen die Krise meistern, das ehemalige Niveau erreichen und dann zu richtigem, neuem Wachstum kommen – und unsere Industrie steht dabei auch noch vor tiefgreifenden Umwälzungen. Die Betriebe brauchen daher jetzt Entlastung statt weiterer Kostenbelastungen, wenn wir die Zukunft nicht verspielen wollen.“

Die Kurzarbeit ist zwar weiter zurückgegangen. Aktuell steigt aber die Zahl der Firmen, die Kurzarbeit (wieder) planen.

Die Kurzarbeit ist zwar weiter zurückgegangen. Aktuell steigt aber die Zahl der Firmen, die Kurzarbeit (wieder) planen.

Südwestmetall hat seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie zum fünften Mal seine Mitglieder befragt. Demnach verspüren die Unternehmen zwar wieder einen allmählichen Aufwärtstrend. „Aber der Aufholprozess verläuft langsamer, als noch im Sommer und Herbst erhofft“, sagte Dick. Die Kapazitätsauslastung liegt aktuell bei 80 Prozent, im Frühjahr war sie zeitweise unter 60 Prozent gesunken. Auch die Kurzarbeit ist weiter zurückgegangen. Erstmals seit dem ersten Lockdown zu Beginn der Pandemie nutzen weniger als die Hälfte der Betriebe dieses Instrument. Auch der Anteil der betroffenen Mitarbeiter und der Umfang der Arbeitszeitreduzierung sind zurückgegangen.„Allerdings sehen wir aktuell wieder eine deutliche Zunahme von Firmen, die zusätzlich Kurzarbeit in den nächsten Monaten planen“, sagte Dick: „Dazu tragen sicherlich vermehrte Engpässe in den Lieferketten und die wachsende Unsicherheit über den weiteren Pandemieverlauf bei.“

Die Auswirkungen der Pandemiebekämpfung haben aber viele Unternehmen weiterhin fest im Griff. Noch immer ist die Produktion in mehr als der Hälfte der Firmen von der Corona-Krise „(sehr) stark“ oder „mittel“ betroffen. Neben fehlender Nachfrage werden Lieferkettenprobleme, der Ausfall von Personal (wegen Krankheit oder Kinderbetreuung) sowie ein aufwändiger Arbeits- und Gesundheitsschutz genannt. Entsprechend gedämpft sind die Wachstumserwartungen: Im Schnitt rechnen die Unternehmen in diesem Jahr lediglich mit einem Umsatzplus von 3,3 Prozent. „Das reicht hinten und vorne nicht, um auch nur den Einbruch von 2020 auszugleichen, als die Umsätze um 7,6 Prozent geschrumpft sind. Wir lägen damit in diesem Jahr immer noch um 4,5 Prozent unter dem Rezessionsjahr 2019“, so der Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer.

Der Anteil der Firmen, die wegen der Corona-Krise Kündigungen aussprechen musste, ist in den letzten Monaten kontinuierlich gestiegen (auf mittlerweile knapp 13 Prozent). Allerdings schließen mehr Betriebe als noch im Sommer oder Herbst Kündigungen im weiteren Verlauf aus. Mit einem weiteren Abbau von Beschäftigung ist in diesem Jahr dennoch zu rechnen. Deutlich mehr Firmen wollen ihren Personalstand verringern (35,8 Prozent) als erhöhen (14,5 Prozent).

Mehr als ein Drittel der Betriebe hat 2020 rote Zahlen geschrieben - dreimal so viele wie in normalen Jahren. Ein weiteres Viertel kommt auf eine magere Rendite von 0-2 Prozent ("Schwarze Null").

Mehr als ein Drittel der Betriebe hat 2020 rote Zahlen geschrieben - dreimal so viele wie in normalen Jahren. Ein weiteres Viertel kommt auf eine magere Rendite von 0-2 Prozent ("Schwarze Null").

Die Pandemie hat zudem deutliche Spuren bei den Erträgen hinterlassen. Gut ein Drittel der Firmen (34,6 Prozent) berichtet für 2020 Verluste, ein weiteres Viertel lediglich eine „schwarze Null“. Auch bei den Investitionen stehen daher viele Unternehmen auf der Bremse. Mehr als ein Drittel (35,9 Prozent) wollen sie nochmals verringern, nachdem sie bereits 2020 deutlich zurückgeschraubt wurden, lediglich 21 Prozent planen eine Erhöhung. „Die Warnleuchten bei Gewinnen, Beschäftigung und Investitionen in die Zukunft stehen auf Rot“, sagte Dick: „Forderungen in der laufenden Tarifrunde, die noch höhere Kosten für die Firmen bedeuten, sind daher fehl am Platz, wenn wir gemeinsam die Krise meistern, Arbeitsplätze sichern und die anstehende Transformation erfolgreich bewältigen wollen. Was wir dagegen brauchen, sind tarifliche Regelungen, die die betriebliche Kostenentwicklung diesem schwierigen wirtschaftlichen Verlauf anpassen.“

An der Umfrage haben sich 346 Betriebe mit rund 347.000 Beschäftigten beteiligt. Es war die insgesamt 5. Corona-Umfrage von Südwestmetall – nach den Befragungen im April, Mai, Juni und Oktober 2020.

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Volker Steinmaier

Referatsleiter Medienarbeit Print, Rundfunk und TV

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