Dick: „Chance auf größere Breitenwirkung und Reichweite wurde aber durch den späten Start vertan“
Die Anfang Juni gestartete Kampagne „Impfen im Betrieb“ ist bei den Unternehmen der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E) auf große Resonanz gestoßen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der M+E-Arbeitgeberverbände, wonach in den an der Umfrage beteiligten Unternehmen knapp einer halben Million Beschäftigten ein Impfangebot gemacht werden konnte und mindestens knapp 100.000 Personen geimpft wurden. „Eine größere Breitenwirkung wurde allerdings verhindert, weil der Start des betrieblichen Impfens relativ spät kam und daher schon viele Beschäftigte mindestens einmal geimpft waren“, sagte Peer-Michael Dick, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Mittwoch in Stuttgart.
An der nicht-repräsentativen Umfrage hatten sich mehr als 500 der gut 1.900 Mitgliedsbetriebe der Verbände Südwestmetall und Unternehmensverband Südwest (USW) mit knapp 500.000 Beschäftigten beteiligt. 360 Betriebe gaben dabei an, im Betrieb geimpft zu haben. Damit wurde gut 465.000 Beschäftigten ein Impfangebot gemacht – das entspricht etwa zwei Dritteln aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verbandsgebundenen Unternehmen. 143 antwortende Betriebe haben nicht geimpft, wovon 40 zunächst Impfungen geplant hatten, dann aber kurzfristig abgesprungen waren. In der Tendenz haben eher größere und große Betriebe geimpft.
Insgesamt wurden knapp 100.000 Personen in den M+E-Betrieben erstmalig geimpft, davon gut 90.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weitere gut 8.000 Angehörige, Dienstleister etc. Mittlerweile dürften die Erstimpfungen in den Betrieben weitgehend abgeschlossen sein, denn zum Ende des Umfragezeitraums waren lediglich noch knapp 2.000 weitere Erstimpfungen konkret geplant.
Die Impfquote in den sich beteiligenden Betrieben liegt damit rechnerisch bei knapp 20 Prozent der Belegschaften. Tatsächlich dürfte die Quote jedoch höher sein (geschätzt 25 Prozent), da etliche antwortenden Betriebe keine konkreten Zahlen genannt haben. „Da bereits zu Beginn der betrieblichen Impfungen ein hoher Anteil der Beschäftigten mindestens einmal geimpft war, dürfte damit in den Belegschaften der impfenden Betriebe ein höherer Immunisierungsgrad erreicht sein als im Bevölkerungsschnitt“, sagte Dick. Nach RKI-Angaben waren bis 27. Juli gut 61 Prozent der 18-59-Jährigen mindestens einmal geimpft.
Die Umfrageergebnisse zeigen aber auch deutlich, dass für die Impfkampagne in den Betrieben noch mehr Breitenwirkung und Reichweite möglich gewesen wäre, wenn den Betriebsärzten und Betrieben schon früher Impfstoff zur Verfügung gestellt worden wäre. So gaben 96 Prozent der impfenden Betriebe an, dass der hohe Anteil von bereits geimpften Beschäftigten der Hauptgrund war, warum das Impfangebot nicht noch stärker angenommen wurde. 61 Prozent nannten zudem die fehlende Bereitschaft der noch nicht Geimpften als Grund. Der Mangel an Impfstoff spielte hingegen – zumindest nach der Startphase – nur eine untergeordnete Rolle (19 Prozent). Viele Firmen hatten Impfkapazitäten vorgehalten, die für zwei- bis dreimal so viele Personen ausgereicht hätten, als dann tatsächlich zur Impfung gekommen seien.
Auch bei
den nicht impfenden Betrieben war die hohe Zahl bereits geimpfter
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit 52 Prozent der häufigste genannte Grund,
weshalb gar nicht erst ein Impfangebot gemacht wurde. Als weitere wichtige
Gründe werden die mangelnde Verfügbarkeit eines Betriebsarztes (40 Prozent),
ein zu hoher Aufwand (21 Prozent) oder „zu wenig Impfstoff bzw. nicht planbar“
(17 Prozent) genannt.
„Die
Impfkampagne in den Betrieben war ein Erfolg. Sie wäre aber noch erfolgreicher
gewesen, wenn die Betriebsärzte nicht erst ab dem 7. Juni hätten loslegen
können“, sagte Dick: „Damit wurde die Chance vertan, dass dann noch größere
Scharen von Beschäftigten, die zur Impfung gehen, vielleicht auch noch mehr
zögernde Ungeimpfte mitgezogen hätten.“
Zur Umfrage:
Die anonymisierte Umfrage wurde im Zeitraum vom 12. Bis zum 20. Juli 2021 unter rund 1.900 Mitgliedsbetrieben der baden-württembergischen M+E-Arbeitgeberverbände Südwestmetall und USW durchgeführt. Die Rücklaufquote liegt damit über 25 Prozent. Allerdings ist davon auszugehen, dass Rücklaufquote aus den impfenden Betrieben deutlich höher ist als bei den nicht beteiligten Firmen. Hier geben die Rückmeldungen aber einen wichtigen Hinweis auf die Gründe, weshalb diese Betriebe nicht geimpft haben. Bei der Auswertung wurden alle Antworten berücksichtigt, bei denen über die Beschäftigtenzahl hinaus Angaben gemacht wurden. Diese Antworten wurden also bei der Zahl der Betriebe und der Beschäftigten berücksichtigt, auch wenn keine konkreten Impfzahlen gemeldet wurden. Dies war bei mehreren Antworten der Fall, z.B. mit Verweis auf nur konzernweit erhobene Zahlen. Deshalb ist von einer signifikant höheren Impfquote in den impfenden Betrieben auszugehen, als sich rechnerisch aus den gemeldeten Zahlen ergibt.