Südwestmetall: MINT-Fachkräftelücke in Baden-Württemberg vergrößert sich weiter

Küpper: „Arbeits- und Fachkräftemangel wird immer mehr zum Bremsklotz und Standortrisiko für M+E-Industrie“

STUTTGART – Die Fachkräftelücke in dem für die Metall- und Elektroindustrie (M+E) wichtigen MINT-Sektor (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) hat sich in Baden-Württemberg sogar trotz der gegenwärtigen Konjunkturflaute vergrößert. Laut dem an diesem Mittwoch veröffentlichten MINT-Herbstreport des Instituts der deutschen Wirtschaft kamen in Baden-Württemberg im vergangenen Monat im MINT-Bereich auf 303 offene Stellen nur 100 Arbeitslose. Im April waren es noch 275 offene Stellen je 100 Arbeitslose gewesen. „Der Arbeits- und Fachkräftemangel wird immer mehr zum Bremsklotz und Standortrisiko für die M+E-Industrie“, sagte Stefan Küpper, Geschäftsführer Politik, Bildung und Arbeitsmarkt beim Arbeitgeberverband Südwestmetall.

Eine verstärkte Weiterqualifizierung von an- und ungelernten Beschäftigten zu Facharbeiterinnen und Facharbeitern könne ein wichtiger Baustein zur Abmilderung der MINT-Arbeitskräftelücke sein, erklärte Küpper: „Gleichzeitig können wir mit Qualifizierungsmaßnahmen auch  Menschen aus der Arbeitslosigkeit zurück in Beschäftigung holen.“ Über 50 Prozent aller Arbeitslosen seien ohne abgeschlossene Berufsausbildung. In der Grundsicherung für Arbeitsuchende verfügten sogar zwei Drittel der Leistungsbeziehenden über keine abgeschlossene Berufsausbildung. „Erforderlich ist hier vielfach ein ganzheitliches und begleitendes Coaching, das die aktuelle Lebenssituation mit einbezieht“, erläuterte er. Gerade bei lernentwöhnten Menschen führe der Weg oft Schritt für Schritt, beispielsweise über Teilqualifizierungen, zu einer abschlussorientierten Weiterbildung.

Neben verstärkter Anstrengungen zur Hebung inländischer Potenziale sei eine gezielte Zuwanderungspolitik unabdingbar, sagte der Arbeitgebervertreter: „Wir müssen weltweit für Deutschland als Arbeitsort werben, denn wir stehen hier in Konkurrenz zu anderen Ländern, die bei der Fachkräftesicherung vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie wir.“ Deshalb sei die gezielte Weiterentwicklung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes zentral. „Hier sollte mehr auf die berufliche Erfahrung sowie das gesamte Potenzial der Bewerberinnen und Bewerber geschaut werden und nicht nur auf die Abschlüsse und Zeugnisse“, forderte Küpper. Zudem müsse es bei Auslandsvertretungen und Ausländerbehörden dringend personelle Verstärkung geben. Die langen Wartezeiten dort seien zentrale Hemmnisse für die Zuwanderung von Fachkräften.

vergrößern

Thomas Widder

Referent Kommunikation

VOILA_REP_ID=C1257761:004A5185