Dr. Schulz: „Heinz Dürr hat unsere Industrie sowie die Tarifpolitik und Sozialpartnerschaft in unserem Land maßgeblich geprägt“
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Die Arbeitgeber der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie trauern um ihren ehemaligen Vorsitzenden Dr.-Ing. E.h. Heinz Dürr, der am Montag im Alter von 90 Jahren in Berlin verstorben ist. „Mit ihm verliert unsere Industrie und unser Land eine ihrer herausragendsten Unternehmerpersönlichkeiten“, sagte Dr. Joachim Schulz, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Mittwoch in Stuttgart: „Heinz Dürr hat über viele Jahre hinweg unsere Industrie sowie die Tarifpolitik und Sozialpartnerschaft in unserem Land maßgeblich geprägt. Mit seinem großen Einsatz für unseren Verband gemäß seinem Motto ‚Eigentum verpflichtet‘ war Heinz Dürr ein leuchtendes Vorbild.“
Seit Beginn der 70er Jahre engagierte sich Heinz Dürr im Verband der Metallindustrie Baden-Württemberg (VMI), dem Vorläufer von Südwestmetall in Nordwürttemberg und Nordbaden. 1975 wurde er auf Vorschlag seines Vorgängers Hanns Martin Schleyer zum Vorsitzenden des Verbandes gewählt – damals als erster selbstständiger Familienunternehmer. Er übernahm damit auch Verantwortung in einer schwierigen Zeit, in der sich Wirtschaftsverbände und ihre Vertreter öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt sahen.
Fünf Jahre stand Heinz Dürr an der Spitze des VMI. Er führte die Metallarbeitgeber durch mehrere Tarifrunden, darunter auch die besonders konfliktreiche, von massiven Streiks und Aussperrungen begleitete Tarifauseinandersetzung 1978. „Mit großem kommunikativem Geschick ist es Heinz Dürr in dieser Zeit gelungen, ein neues und transparenteres Bild des Unternehmers und unseres Verbands zu zeichnen“, sagte Schulz.
Mit der Übernahme des Vorstandsvorsitzes der AEG AG im Jahr 1980 legte Dürr sein Amt als VMI-Vorsitzender nieder. Doch auch nach seinem Ausscheiden blieb er dem Verband eng verbunden, als Miteigentümer des Mitgliedsunternehmens Dürr, aber auch über den persönlichen Kontakt. Noch im vergangenen Jahr stand er dem Verband anlässlich der Jubiläumsausstellung „75 Jahre Südwestmetall“ als wichtiger Zeitzeuge mit klarer Erinnerung im Videointerview zur Verfügung.
„Heinz Dürr war eine jener Persönlichkeiten, die es für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft braucht“, so Schulz. Mit einem klaren Bekenntnis zu freiem Unternehmertum, zur Sozialen Marktwirtschaft und zur Tarifautonomie habe er auch in harten Tarifauseinandersetzungen immer darum gerungen, zu gemeinsamen Lösungen zu gelangen. „Respekt für den Gegenüber und die Bereitschaft, die Anliegen der Gegenseite zu verstehen, waren für ihn genauso selbstverständlich wie Unnachgiebigkeit in der Sache, wenn etwas vom Kurs abzukommen drohte“, sagte der Südwestmetall-Vorsitzende: „Sein Tod ist ein großer Verlust für uns.“