Barta: „In den Koalitionsverhandlungen muss bei überfälligen Reformen dringend nachgebessert werden“
Die baden-württembergische Metall- und Elektroindustrie (M+E) hat auch 2025 einen Fehlstart hingelegt. Sowohl Produktion als auch Aufträge gingen im Januar erneut zurück, weitere gut 8.000 Arbeitsplätze gingen im Auftaktmonat verloren. „Ohne schnellen, kräftigen Rückenwind und echten Reformwillen der Politik wird sich die Lage weiter zuspitzen“, sagte Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Montag in Stuttgart: „Gemessen an dem gewaltigen finanziellen Spielraum, den sich die künftige Bundesregierung jetzt verschaffen will, ist da aber entschieden zu wenig in Aussicht gestellt.“
Im Januar produzierten die M+E-Firmen im Land noch einmal 4,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, nachdem das Produktionsvolumen 2024 schon um mehr als acht Prozent geschrumpft war. Lediglich der Fahrzeugbau konnte im Januar zulegen, während der Maschinenbau mit rund zehn Prozent besonders kräftig ins Minus rutschte. Auch der Auftragseingang legte mit einem Minus von drei Prozent erneut den Rückwärtsgang ein. 2024 hatten die Unternehmen bereits 7,5 Prozent weniger Aufträge als im Vorjahr verbucht. „Unsere Firmen produzieren gut ein Fünftel weniger als im Spitzenjahr 2018, unterm Strich schrumpft unsere Industrie seit mehr als sechs Jahren, die Krise hat sich verfestigt“, sagte Barta.
Binnen Jahresfrist sind in Baden-Württemberg knapp 21.000 M+E-Jobs verlorengegangen, seit dem Höchststand Mitte 2019 mehr als 46.000. Die Personalpläne der Unternehmen für die kommenden Monate verharren im Saldo weiter tief im Minus. Zwar haben sich bundesweit die kurzfristigen Erwartungen bei Produktion und Export deutlich verbessert, aktuelle Lage und mittelfristige Erwartungen werden aber mehrheitlich noch negativ bewertet. „Von einer nachhaltigen Trendwende kann bislang noch keine Rede sein“, so der Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer.
Die M+E-Arbeitgeber im Land fordern daher die künftige Bundesregierung auf, die Rahmenbedingungen für die Industrie in Deutschland grundlegend zu verbessern. „Mit dem Sondervermögen für Infrastruktur wird zwar genügend Geld zur Verfügung gestellt. Solange aber nicht ausreichend konkretisiert wird, wie damit Innovationen und Investitionen am Standort gefördert werden sollen, droht vieles davon zu versickern“, warnte Barta. Auch sei die Gefahr riesengroß, dass durch den zusätzlichen finanziellen Spielraum der Reformdruck im allgemeinen Haushalt nachlasse. „Was hier in den Sondierungsergebnissen bislang festgehalten wurde, z.B. zum Mindestlohn oder der Mütterrente, ist reine Klientelpolitik und lässt befürchten, dass Probleme auch weiterhin mit Geld zugeschüttet und überfällige Reformen auf die lange Bank geschoben werden sollen. Hier muss in den Koalitionsverhandlungen noch einmal dringend nachgebessert werden“, so Barta weiter.
Den vollständigen Bericht zur wirtschaftlichen Lage der baden-württembergischen M+E-Industrie finden Sie hier.