Südwestmetall: Vorwürfe, die Firmen verlagerten Produktion und Jobs aus Renditegier ins Ausland, sind absurd

Barta: „Viele Unternehmen verdienen am Standort Deutschland keinen Cent mehr – Gewerkschaftsforderungen nach noch mehr Sozialstaat sind die falsche Antwort"

STUTTGART – Zum Aktionstag der IG Metall erklärt Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer von Südwestmetall, dem Arbeitgeberverband der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie:

„Wir teilen die Sorgen der Beschäftigten und der Gewerkschaft um die Zukunftsfähigkeit unserer Industrie am Standort Deutschland und Forderungen an die künftige Bundesregierung, jetzt endlich bessere Rahmenbedingungen für die Unternehmen zu schaffen. Die wiederholten Vorwürfe an die Arbeitgeber, sie hätten den Wandel verschlafen und würden mit „unproduktiven Verlagerungsfantasien“ Produktion, Entwicklung und Jobs ins Ausland verlagern, um ihre Gewinne zu maximieren, sind absurd.

Immer mehr Unternehmen berichten uns, dass sie massiv in Zukunftstechnologien investiert haben, das erhoffte Geschäft jedoch ausbleibt, weil der Wettbewerb aufgeholt hat und die Kostennachteile von „Made in Germany“ spürbarer werden. Seit geraumer Zeit verdienen sie an ihren deutschen Standorten kaum einen Cent mehr oder machen gar Verluste. Knapp die Hälfte der Firmen kommt auf eine Rendite von weniger als zwei Prozent, fast jede Vierte schreibt rote Zahlen. Hier reicht noch nicht einmal das Geschäft im Ausland aus, um das Minusgeschäft hierzulande auszugleichen. Guter Wille und Appelle an die Verantwortung reichen hier nicht aus, um daran etwas zu ändern.

Für viele Missstände und die schlechten Rahmenbedingungen in Deutschland trägt die Politik die Verantwortung. Hier haben Betriebe und Beschäftigte, Arbeitgeber und Gewerkschaft der M+E-Industrie ein gemeinsames Interesse, ihre Anliegen und Forderungen an die künftige Bundesregierung zu adressieren.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Gewerkschaften eine Mitverantwortung dafür tragen, dass wir bei den Kosten in Deutschland kaum noch wettbewerbsfähig sind. Wir haben aufgrund einer auf Maximierung abzielenden Tarifpolitik mit die höchsten Lohnkosten weltweit. Und gewerkschaftliche Forderungen nach noch mehr Sozialstaat sind die falsche Antwort. Frühverrentungsanreize, nicht nachhaltig finanzierte Rentengarantien, Tariftreuegesetze oder höhere Mindestlöhne tragen nicht dazu bei, die Rahmenbedingungen hierzulande zu verbessern und Unternehmen zu ermutigen, in Zukunftstechnologien, Arbeitsplätze und in die Sicherung unseres Wohlstands zu investieren.“

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Volker Steinmaier

Referatsleiter Medienarbeit Print, Rundfunk und TV

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