„Dass die IG Metall in einer beispiellosen Krise 4 % mehr Entgelt fordert, ist verantwortungslos und wird, wenn wir uns darauf einlassen müssen, verheerende Folgen haben“ – so sahen zu Beginn der Tarifrunde 2021 typische Arbeitgeberreaktionen aus.
„Wenn die Arbeitgeber meinen, gerade jetzt, wo die Corona-Krise bei allen tiefe Spuren hinterlassen hat, Besitzstände schleifen zu können, nutzen sie die Gunst der Stunde aus. Das werden wir niemals zulassen!“ war hingegen die Reaktion vieler Gewerkschafter, als bekannt wurde, dass die Arbeitgeber nicht nur eine Nullrunde forderten, sondern auch die Anpassung vieler aus ihrer Sicht nicht mehr zeitgemäßer Rahmenbedingungen.
Denn die Arbeitgeber hatten in der Tat zu Beginn der Tarifrunde eine Reihe von eigenen Forderungen erhoben:
- Keine zusätzlichen Kostenbelastungen bis zur Rückkehr auf das Vorkrisenniveau
- Kostenentlastungen für alle Betriebe, indem nicht mehr zeitgemäße tarifliche Regelungen angepasst werden, die Baden-Württemberg zu einem besonders kostenintensiven Standort machen
- Kostenentlastungen für Betriebe in Sondersituationen durch eine im Tarifvertrag verankerte automatische Differenzierung und indem eine ergebnisabhängige Variabilisierung von Sonderzahlungen ermöglicht wird
- Eine Vereinfachung der Tarifverträge
Die IG Metall hatte hingegen neben der Forderung nach 4 % mehr Entgelt auch noch einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge, die Möglichkeit der Arbeitszeitabsenkung mit Teilentgeltausgleich sowie die Einbeziehung Dual Studierender in den Geltungsbereich der Tarifverträge gefordert.
Lange standen sich die Tarifvertragsparteien mit diesen konträren Positionen gegenüber, ohne dass sichtbare Verhandlungsfortschritte erzielt wurden, während vor allem im Tarifgebiet Nordrhein-Westfalen schon ein intensiveres Ausloten von Kompromisslinien – allerdings im Wesentlichen auf die Forderungen der IG Metall beschränkt – begonnen hatte.
Erst in der zweiten Märzhälfte konnten die Tarifvertragsparteien nennenswerte Verhandlungsfortschritte erzielen. Dies führte dann dazu, dass Südwestmetall und IG Metall Baden-Württemberg gleich am 30. März die finalen Übernahmeverhandlungen führen konnten, nachdem am 29. März in Düsseldorf ein Pilotabschluss erzielt worden war. Dabei wurden die finanziellen Komponenten des Pilotabschlusses übernommen, sonstige Themen aber abweichend geregelt.