M+E-Tarifabschluss 2021 – ein Schritt in die Zukunft
Die Tarifrunde fand dieses Mal unter besonderen Vorzeichen statt. Denn nicht nur die IG Metall hatte wie gewohnt Forderungen aufgestellt. Auch Südwestmetall hatte frühzeitig Ziele und Forderungen formuliert.
Eine Corona-Beihilfe, eine neue Sonderzahlung, Differenzierung, Optionen zur Variabilisierung, zu Zukunftstarifverträgen oder zur Arbeitszeitabsenkung u.v.m.: Der Abschluss bedient sich intensiv aus dem breitgefächerten tarifpolitischen Werkzeugkasten.
Erst die Rezession 2019, dann die Auswirkungen der Corona-Pandemie 2020 haben der M+E-Industrie in Deutschland und in Baden-Württemberg einen historischen Einbruch beschert. Mittlerweile geht es wieder aufwärts.
Mit einer vollständigen Rückkehr zum Vorkrisenniveau für die gesamte Branche wird aber frühestens 2022 gerechnet.
Dennoch gibt es in diesem und im nächsten Jahr mehr Geld für die Beschäftigten – auch ein Vertrauensvorschuss darauf, dass der aktuelle Aufwärtstrend anhält und es keine erneuten Rückschläge gibt.
Eine der Kernforderungen der Arbeitgeber bestand darin, als Lösung für den Tarifkonflikt eine automatische Differenzierung von Entgeltbestandteilen und die Variabilisierung von Sonderzahlungen zu ermöglichen.
Was verbirgt sich hinter diesen Schlagworten und welche Lösungen haben die Tarifvertragsparteien gefunden?
Die Tarifrunde 2021 stand unter dem Eindruck eines in vielen Bereichen stattfindenden Personalabbaus. Bedingt war dieser durch zwei Faktoren: den wirtschaftlichen Einbruch durch die Pandemie sowie den Auswirkungen der Transformationsprozesse wie Digitalisierung, Abkehr vom Verbrennungsmotor hin zur E-Mobilität u.ä.
Die IG Metall wollte daher Instrumente schaffen, die Alternativen zu einem Personalabbau bieten. Auch hierfür liefert der Tarifabschluss Antworten.
Viele ältere und kostenintensive Tarifregelungen passen nicht mehr in die heutige Welt und müssen daher modifiziert werden: Mit dieser Forderung hatten die Arbeitgeber die IG Metall überrascht und verärgert. So war die IG Metall auch nicht bereit, Veränderungen zuzustimmen, durch die in Besitzstände der Beschäftigten eingegriffen würde. Mehr Offenheit bestand hinsichtlich Modernisierungen, die Vereinfachungen beinhalten und auf verschiedene Weise Kostenentlastungen bewirken.
Bereits früh war absehbar, dass die IG Metall einer Lösung des Tarifkonflikts nur zustimmen würde, wenn ihre Forderung nach Tarifverträgen auch für Dual Studierende berücksichtigt wird. Um einen Gesamtkompromiss zu erzielen, haben sich die Arbeitgeber daher am Ende auf diese Forderung eingelassen.
Schlussendlich haben sich die Tarifvertragsparteien darauf verständigt, den im Tarifabschluss eingeschlagenen Weg fortzusetzen und die bestehenden Tarifverträge daraufhin zu überprüfen, wo Potenzial und Bedarf besteht, sie zu vereinfachen und zu modernisieren. Konkret verabredet wurde insbesondere, den Manteltarifvertrag umfassend zu überarbeiten und zu modernisieren, sowie gemeinschaftlich zu überprüfen, ob die ERA-Tarifverträge an heutige Rahmenbedingungen angepasst werden müssen.